Mit der Digitalisierung unserer Gesellschaft werden die Anforderungen an Unternehmen immer komplexer. Speziell die Finanzbranche ist von starkem Wettbewerb, kürzeren Innovationszyklen und immer umfangreicheren Regulierungen getrieben. Das erfordert einen erhöhten Bedarf an Spezialwissen, den das Management und die Mitarbeiter von Finanzinstituten allein oft nicht abdecken können. Berater spielen daher eine zunehmend wichtige Rolle. Mit ihrem Fachwissen und ihrer Unabhängigkeit helfen Berater Finanzinstituten unter anderem bei der Umsetzung der zahlreichen rechtlichen Anforderungen im IT-Bereich und können damit dem Prestige des Managements förderlich sein.
Lesen Sie im folgenden Beitrag, wann und warum externe Berater herangezogen werden sollten, wie das Banken-Management von Beratern profitiert und welche Konflikte dabei auftreten können.
Berater: ein milliardenschwerer Wirtschaftszweig
Beratung ist eine Form der Kommunikation, bei der Wissen und Erfahrung an andere Personen weitergegeben werden. Ziel einer Beratung ist es, andere Personen zu Handlungen zu bewegen oder diese von bestimmten Handlungen abzuhalten. In den vergangenen Jahren hat sich aus diesem Kommunikationsprozess ein milliardenschwerer Wirtschaftszweig entwickelt – die Consulting-Branche.
Unternehmensberater beschäftigen sich heute vorrangig mit Strategie-, Organisations- und Personalthemen. Projekte mit Digitalisierungshintergrund stehen dabei ganz oben auf der Agenda. Im Jahr 2018 belief sich der Umsatz allein der IT-Beratung in Deutschland auf 2,25 Milliarden US-Dollar. Für das Jahr 2021 wird ein Umsatz von 2,46 Milliarden US-Dollar prognostiziert (Quelle: Statista.com).

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Wann sollten Finanzinstitute externe Berater beauftragen?
Der temporäre Einsatz von Beratern macht vor allem Sinn, wenn…
- für ein spezielles Vorhaben Kompetenz benötigt wird, die im eigenen Haus nicht vorhanden ist;
- die Kapazitäten für die Umsetzung eines speziellen Vorhabens nicht ausreichen;
- das Management nicht über die Kraft oder das Image verfügt, um bestimmte Vorhaben und Prozesse durchzusetzen;
- eine zweite Meinung als Sicherheit bei der Umsetzung bestimmter Vorhaben oder Prozesse gebraucht wird oder
- wenn es im Unternehmen verschiedene Meinungen gibt, wie ein Problem gelöst oder ein Prozess in Angriff genommen werden soll.
Da speziell Banken als Teil der sensiblen Infrastruktur von der Bankenaufsicht BaFin ständig kontrolliert werden und regelmäßig IT-Tests ausführen müssen – beispielsweise zum Umgang mit personenbezogen Daten oder zu Maßnahmen der Abwehr von Cyberkriminalität –, werden Berater oft nicht nur für einzelne Projekte angefordert. Hier macht es Sinn, dass Berater Prozesse über einen längeren Zeitraum begleiten – besonders, wenn sie sowohl IT-Kompetenz besitzen als auch mit den regulatorischen Anforderungen an die Finanzbranche vertraut sind.
Qualitätsmanagement und Beschleunigung von Prozessen durch den Einsatz von Beratern
Dass der Einsatz von externen Beratern gut überlegt und vorbereitet werden muss, liegt in der Natur der Sache. Letztlich gewährt man einem “Fremden” einen tiefen Einblick in das Unternehmen. Die Ziele des Einsatzes müssen vorab klar definiert sein.
Bedenken Sie auch, dass Berater in Konkurrenz zum Management geraten können. Nur ein Beispiel: Deckt der Berater Fehler beim Umgang mit sensiblen Daten auf, kann sich dies negativ auf das Prestige des Managements auswirken.
Auch Interessenkonflikte bleiben nicht aus. In der Studie “The role of consultants and management prestige in management control system adoption” der University of Georgia untersuchen die Autoren die Frage, unter welchen Bedingungen sich Berater auf die Optimierung der Unternehmensergebnisse konzentrieren und welche Bedingungen dazu führen, den Wünschen und Vorschlägen des Managements Vorrang zu geben, was deren Prestige erhöht.
Berater werden sinnvollerweise zu Rate gezogen, um Qualitätsmanagement zu gewährleisten und Prozesse zu beschleunigen. Wird dieses Ziel erreicht, bringt das sowohl intern als auch bei den Kunden Anerkennung.
Fakt ist: Das Prestige des Managements wird dann weiter steigen, wenn die IT-Tests erfolgreich verlaufen und es beim Einsatz personenbezogener Daten keine Beanstandungen gibt.